Erbliche Taubheit

beidseitig hörend; Urheber: Madlen Wischniowski

Erbliche Taubheit, genauer gesagt die kongenitale sensorineurale Taubheit, kommt bei vielen Hunde- und Katzenrassen vor. Aber auch Pferde und Kleintiere können betroffen sein. Bei Hunden sind Rassen wie Dalmatiner, Dogo Argentino, English Setter, Bullterrier oder Australian Cattle Dogs besonders bekannt.

Der Dackel gehört nicht zu den typischen Rassen wenn es um Taubheit geht. Da die amerikanische Variante jedoch auch in Farbschlägen mit Weißscheckung vorkommt, besteht potenziell das Risiko.
Einfarbige Hunde sind nicht betroffen, lediglich alle Farbschläge mit Piebald und teilweise auch Harlekin Merle, da dieses durchaus große weiße Bereiche ausbilden kann, auch ohne das genetische Vorhandensein der Scheckung.
Problematisch wird es hauptsächlich, wenn der Kopf-Ohrenbereich unpigmentiert, also weiß ist.

Im Innenohr befindet sich die Gehörschnecke, welche mit vielen Haarzellen ausgekleidet ist. Diese Haarzellen sind für die Aufnahme und Weiterleitung von akustischen Reizen zuständig. Wenn, bedingt durch die Scheckung, allerdings keine Melanozyten (Pigmentzellen) in diese Haarzellen einwandern können degenerieren diese und werden letztlich zerstört. Geräusche können somit nicht mehr verarbeitet werden, der Hund ist taub. Die Taubheit kann einseitig (unilateral) oder beidseitig (bilateral) ausgeprägt sein.

Genaue Zahlen gibt es beim Dackel nicht, da zum einen nur ein geringer Teil überhaupt risikobehaftet ist und zum anderen nahezu kein Zuchtverein eine Gehöruntersuchung bei Weißschecken verlangt.

AEP; Urheber: Madlen Wischniowski

Zumindest gibt es aber die Möglichkeit bei Zweifeln einen erwachsenen Hund, oder auch Welpen vor der Abgabe auf ihre Hörfähigkeit untersuchen zu lassen. Es handelt sich hierbei um eine Audiometrie oder auch AEP (Akustisch evozierte Potenziale) genannt. In englischsprachigen Ländern nennt man die Untersuchung BAER Test (Brainstem Auditory Evoked Response).
Die AEP wird in einer leichten Kurznarkose durchgeführt. Dies ist nötig, damit der Hund (oder insbesondere Welpen) nicht zappeln und vor allem die Umgebungsgeräusche nicht das Ergebnis verfälschen oder unbrauchbar machen.
Die Möglichkeit ohne Narkose zu testen gibt es inzwischen auch, aber insbesondere in Deutschland ist sie noch nicht verbreitet. Aktuell (Februar 2025) bietet lediglich eine Praxis in Berlin eine AEP in wachem Zustand an. Kostentechnisch sind je nach Praxis mit ca. 100-250€ pro Hund zu rechnen.

Bei der AEP werden die Hunde mit Elektroden „verkabelt“ und dann mit einem Ohrstöpsel Klickgeräusche in den Gehörgang geleitet. Ob eine Reaktion auf die Geräusche folgt wird durch die Messung von Hirnwellen mithilfe der Elektroden überprüft. Das Ergebnis stellt sich dann in einer „Kurve“ dar. Ist der Hund auf einem oder beiden Ohren taub entsteht keine Kurve, es ergibt nur eine weitgehend gerade Linie, da die Geräusche nicht im Gehirn ankommen.
Ein hörendes Ohr zeigt 5 typische Ausschläge, die bei Taubheit nicht vorhanden sind.
Die Höhe der Ausschläge lässt jedoch keine Rückschlüsse zu ob ein Hund besonders gut hört, nur ob er hört oder nicht.
Es kann jedoch in seltenen Fällen auch vorkommen, dass ein Hund ein- oder beidseitig schwerhörig ist. Dies wird bei der AEP in der Regel als „nicht hörend“ angezeigt. Dennoch ist es möglich, dass der Hund bestimmte oder sehr laute Geräusche wahrnimmt und somit nicht vollständig taub ist.

Oft steht die Frage im Raum, ob einseitig hörende Hunde Probleme haben.
Das kommt sehr auf den Hund an. Manche kompensieren es so gut, dass man ihnen rein gar nichts anmerkt. Andere haben dagegen Schwierigkeiten mit dem Richtungshören. Sie brauchen länger und schauen sich häufig mehr um, um die Quelle eines Geräusches zu lokalisieren. Es kann dadurch auch passieren, dass der Hund zuerst in die falsche Richtung losläuft, dies sollte beim Training beachtet werden.
Besitzer von ganz tauben Hunden berichten oft, dass diese besser „hören“ als ihre hörenden Artgenossen. Taube Hunde lernen meist schnell ihre Menschen immer gut zu beobachten, wodurch eine stärkere Verbindung entsteht. Ein tauber Hund kann ein tolles Leben führen, nur der Mensch muss sich umstellen. Als Trainigshilfe und auch für den Alltag gibt es Vibrationshalsbänder, mit denen man z.B. einen „Rückruf“ aufbauen kann, sodass auch Freilauf möglich ist.

beidseitig taub; Urheber: Madlen Wischniowski

Als Züchterkann man seine Welpen bereits vorab ein wenig testen.
Hierzu nimmt man den Welpen am besten in die Hand und lässt ihn nach vorne von einem wegschauen. Dann macht man abwechselnd links und rechts hinter dem Welpen Geräusche und schaut ob er reagiert. Zuckt das Ohr in die Richtung oder dreht sich vielleicht sogar der Kopf dorthin? Um ein aussagekräftiges Bild zu erhalten sollte mehrfach und an mehreren Tagen getestet werden. Ein einseitig tauber Hund dreht sich üblicherweise immer nur in die Richtung des hörenden Ohres, ein ganz Tauber reagiert auf keine Geräusche. Er schläft z.B. weiter wenn die Geschwister zum Futter gerufen werden.
Üblicherweise kann man diese Art von Test auch bei erwachsenen Hunden anwenden. Hier ist aber zu beachten, dass diese sich an eine mögliche Einschränkung schon gewöhnt haben und eventuell anders reagieren.
Der Selbsttest sollte jedoch nie eine professionelle Audiometrie ersetzen!

Text verfasst von: Madlen Wischniowski (Halloweens Dachshund)
https://halloweens-dachshund.de/unheimlich-leise-erbliche-taubheit/