Erkrankungen

Auch wenn der Dackel als sehr robuste Rasse, ganz frei von gesundheitlichen Problemen ist auch er leider nicht.

Hier möchte ich euch einen Überblick über die häufigsten Erkrankungen und Risiken beim Dackel geben. Ich habe mich möglichst kurz gefasst mit den wichtigsten Infos, damit es kein Roman wird. Natürlich lässt sich über jede Erkrankung noch deutlich ausführlicher und wissenschaftlicher berichten.

Chondrodystrophie (CDDY)

Die Chondrodystrophie ist umgangssprachlich als „Dackellähme“ bekannt.
Das auf Chromoson 12 liegende Gen sorgt für verkürzte Beine und gleichzeitig für ein stark erhöhtes Risiko im Laufe des Lebens einen Bandscheibenvorfall (oder auch mehrere) zu erleiden. Durch das CDDY Gen findet eine verfrühte Degeneration der Bandscheiben statt, welche sich in Verkalkungen äußern und wodurch Vorfälle begünstigt werden. Dies wird auch als IVDD Risiko (Intervertebral Disc Disease) bezeichnet.

CDDY wird im Hinblick auf die Beinlänge semidominant vererbt. Voll betroffene Hunde (CDDY/CDDY) haben die kürzesten Beine. Trägertiere (N/CDDY) haben im Gegensatz dazu etwas längere Beine und freie Hunde (N/N) haben noch einmal längere Beine.
Bezüglich des Erkrankungsrisikos funktioniert CDDY leider dominant und voll betroffene Hunde, sowie Trägertiere sind dadurch gesundheitlich gleichgestellt. Beide haben also das gleiche Risiko einen Vorfall zu erleiden. Lediglich freie Hunde haben kein erhöhte Risiko.
Statistiken zufolge erleiden ca. 20-25% der Dackel in ihrem Leben einen oder mehrere Bandscheibenvorfälle. Die Schwere so eines Vorfalls kann sehr unterschiedlich ausfallen, die Symptome können von reinen Rückenschmerzen bishin zur vollständigen Lähmung der Hintergliedmaßen reichen. In jedem Fall ist ein schnelles Handeln gefragt um Schlimmeres abzuwenden.

IVDD Röntgen; Urheber: Meret Engelke

Was kann man tun?
Nachdem bereits einiges an Forschung betrieben und Studien durchgführt wurden, haben wir als Züchter heutzutage Möglichkeiten um CDDY langfristig zu bekämpfen.
Da ein Gentest auf CDDY vorhanden ist (dieser kann mittels eines Backenabstrichs oder einer kleinen Blutprobe durchgeführt werden und ist finanziell nur ein sehr geringer Aufwand) können und sollten möglichst viele Dackel getestet werden. So lassen sich Träger und freie Hunde identifizieren und gezielt in der Zucht einsetzen um nach und nach voll betroffene Tiere zu verdrängen. Sind ein oder beide Eltern eines Wurfes als Träger getestet, so wäre es wünschenswert alle Welpen ebenfalls zu testen und direkt passende Hunde in die Weiterzucht vermitteln zu können.
Zudem lassen sich Dackel im Alter von 2-4 Jahren (davor und danach ist es nicht bzw. nicht mehr aussagekräftig) auf verkalkte Bandscheiben untersuchen. Dies geschieht im Rahmen eines Röntgens, welches dann von speziellen Gutachtern ausgewertet wird. Zu beachten ist, dass mehrere Bilder benötigt werden und der Hund in konkreten Positionen gelagert werden muss um eine korrekte Auswertung zu ermöglichen.
Finnische Studien haben gezeigt, dass Hunde mit mehr als 5 Verkalkungen ein rund 18fach erhöhtes Risiko haben an einem Bandscheibenvorfall zu erkranken als Hunde mit 5 oder weniger Verkalkungen. Je geringer die Anzahl der Verkalkungen, desto besser.
Züchterisch ist es sinnvoll beide Möglichkeiten miteinander zu kombinieren um langsfristig das beste Ergebnis zu erreichen.

Als Halter gilt es zusätzlich darauf zu achten, dass eine gute Bemuskelung aufgebaut und erhalten wird. Auch Übergewicht sollte definitv vermieden werden.
Sportarten, die den Rücken stark beanspruchen sind eher nicht geeignet.

Chondrodysplasie (CDPA)

Die Chondrodysplasie verursacht genau wie CDDY kurze Beine, verkürzt sie aber stärker als CDDY. Der Dackel hat also gleich die doppelte Dosis Kurzbeinigkeit.

Genau wie CDDY verhält sich auch CDPA semidominant bezüglich der Beinlänge. Voll betroffene Hunde (CDPA/CDPA) haben die kürzesten Beine, Trägertiere (N/CDPA) haben längere Beine und freie Hunde (N/N) noch längere Beine. Im Gegensatz zu CDDY sind jedoch bei CDPA keine weiteren gesundheitlichen Risiken oder Einschränkungen bekannt. Man könnte also den Dackel mit kurzen Beinen (nur nicht ganz so kurz wie bisher, was aus meiner Sicht für den Hund auch besser wäre) erhalten, ohne jedoch das erhöhte Risiko für Bandscheibenvorfälle einzugehen.

Es gibt in der Dackelpopulation auch einzelne Tiere, welche lediglich Träger (N/CDPA) sind, jedoch scheinen sie eher selten zu sein. Mittels eines Gentests lässt sich herausfinden, ob ein Hund voll betroffen, Träger oder frei ist.

Neuronale Ceroidlipofuszinose (NCL)

Bei der Neuronalen Ceroidlipofuszinose ist der Zellstoffwechsel gestört, sodass ein Abfallstoff (Ceroid Lipofuszin) in den Zellen eingelagert wird anstatt weiter abgebaut zu wird. Dadurch wird mit der Zeit immer mehr im Gehirn und in der Netzhaut des Auges eingelagert was zur Zelldegeneration führt.
Betroffene Hunde erkranken bereits früh (mit ca. 7-9 Monaten) und zeigen Symptome wie zunehme Sehschwäche bishin zur Erblindung, Gleichgewichtsstörungen, Orientierungslosigkeit und Verhaltensänderungen.

NCL wird autosomal rezessiv vererbt. Trägertieren (N/ncl) merkt man nicht an, dass sie Träger sind, sie sind ganz normal gesund. Nur voll betroffene Hunde (ncl/ncl) erkranken.

Was kann man tun?
Da ein Gentest vorhanden ist lassen sich Träger leicht identifzieren. Diese sollten grundsätzlich nur mit freien Hunden (N/N) verpaart werden um potenziell betroffenen Nachwuchs zu vermeiden.
NCL ist nicht heilbar oder therapierbar, es bleibt nur die Euthanasie im fortgeschrittenen Stadium.

Osteogenesis Imperfecta (OI)

OI ist umgangssprachlich auch als „Glasknochenkrankheit“ bekannt. Es handelt sich dabei um einen gestörten Vorgang bei der Knochenbildung.
Kollagen, welches für den Aufbau der Knochen benötigt wird, wird nur unzureichend gebildet, was zu sehr brüchigen, instabilen Knochen und Zähnen führt. Bereits geringfügige Belastungen können Knochenbrüche verursachen. Dies geschieht bereits im Welpenalter. Aufgrund der Schwere werden/wurden betroffene Welpen in der Regel frühzeitig eingeschläfert.

OI wird autosomal rezessiv vererbt. Freie Tiere (N/N) sowie Trägertiere (N/OI) sind gleichermaßen gesund und unauffällig. Die Erkrankung tritt lediglich bei voll betroffenen Hunden (OI/OI) in Erscheinung.

Was kann man tun?
Da inzwischen ein Gentest verfügbar ist lassen sich Verpaarungen von zwei Trägern und damit potenziell kranker Nachwuchs, vermeiden. Beide Eltern sollten grundsätzlich getestet sein und ein Träger ausschließlich mit einem freien Hund verpaart werden.

Cone Rod 1 Dystrophie (cord1-PRA)

Cord1 ist eine Augenkrankheit und besondere Form der progressiven Retinaatrophie. Hierbei degeneriert mit fortschreitendem Alter die Netzhaut. Im Gegensatz zu anderen PRA Varianten sind zuerst die Zapfen betroffen, welche zusammen mit den Stäbchen für die Lichtwahrnehmung zuständig sind. Später degenerieren dann auch die Stäbchen.

Die ersten Symptome können bereits im jungen Alter ab rund 6 Monaten auftreten, jedoch ist es auch möglich, dass sich erst in hohem Alter oder sogar nie Symptome zeigen. Die Erkrankung kann bis zur totalen Erblindung führen.

Cord1 wird autosomal rezessiv vererbt, somit sind freie Hunde (N/N) und Trägertiere (N/cord1) gleichermaßen gesund. Lediglich voll betroffene Hunde (cord1/cord1) können erkranken.

Was kann man tun?
Mithilfe eines Gentests lässt sich herausfinden, ob ein Hund frei, Träger oder betroffen ist. Träger sollten grundsätzlich nur mit freien Hunden verpaart werden um betroffenen Nachwuchs zu verhindern.
Als Halter eines betroffenen Hundes lässt sich der Hund nur so gut es geht im Alltag unterstützen, der Prozess der Degeneration lässt sich leider nicht aufhalten.

Progressive Retinaatrophie (crd-PRA)

Bei der crd-PRA handelt es sich genau wie bei cord1 um eine Augenerkrankung, welche zu einer fortschreitenden Degeneration der Netzhaut führt. Im Gegensatz zu cord1 degenerieren bei dieser Form in der Regel jedoch nur die Zapfen und die Stäbchen bleiben weitgehend intakt.
Die Zapfen sind für das Farbsehen zuständig, welches somit nachlässt. Bei voller Ausprägung leidet der Hund an sogenannter Tagblindheit, da das Sehen bei Dämmerung und Nacht noch funktionsfähig ist.

crd-PRA wird autosomal rezessiv vererbt. Somit sind freie Hunde (N/N) und Trägertiere (N/crd) gleichermaßen gesund. Nur bei voll betroffenen Hunden (crd/crd) bricht die Erkrankung aus. Symptome treten häufig mit 1-2 Jahren erstmalig auf, aber auch ein früherer Beginn ist möglich.

Was kann man tun?
Mithilfe eines Gentests lässt sich herausfinden, ob ein Hund frei, Träger oder betroffen ist. Träger sollten grundsätzlich nur mit freien Hunden verpaart werden um betroffenen Nachwuchs zu verhindern.
Als Halter eines betroffenen Hundes lässt sich der Hund nur so gut es geht im Alltag unterstützen, der Prozess der Degeneration lässt sich leider nicht aufhalten.

Color Mutant Alopecia (CMA)

Urheber: Angelique Beyer

Bei der Color Mutant Alopecia (teilweise auch unter Color Dilution Alopezie bekannt) handelt es sich um eine Erkrankung der Haut und des Fells, welche lediglich verdünnte (dilute) Farbschläge betrifft. Beim Dackel wären dies z.B. alle Varianten in Blue oder Isabella. Sichtbar wird das Dilute Gen hauptsächlich auf dunklem Pigment wie Schwarz und Braun, aber auch Farbschläge wie Rot und Cream können verdünnt vorkommen. Nicht jeder Hund mit einem verdünnten Farbschlag erkrankt auch, jedoch lässt sich aktuell noch nicht testen wer Träger für CDA ist und wer nicht. Das Risiko lässt sich also nie ganz ausschließen. Die meisten Hunde erkranken im Alter von 6-24 Monaten.

Der Verdünnungfaktor (d) sorgt dafür, dass reinerbige Tiere (d/d) eine verdünnte Fellfarbe aufweisen. Träger (D/d) oder freie Hunde (D/D) sind normal gefärbt und haben kein Risiko für CMA.
Hunde mit Verdünnung können keine normalen Pigmentkörnchen bilden. Sie sind stattdessen kleiner und verklumpen miteinander, wodurch letztlich die typische Farbe entsteht. Man geht davon aus, dass der Transport der Pigmentkörnchen in die Haare gestört ist wodurch sie letztlich abbrechen können.
CMA führt daher zu Fellverlust (Alopezie) und kann auch zu Hautirritationen und Entzündungen.

Was kann man tun?
Bis es vielleicht einmal einen Test für CMA gibt kann man als Züchter auf Dilute Farbschläge verzichten. Mithilfe eines Gentests lässt sich bestimmen, ob ein Hund Träger, frei oder bei Zweifeln betroffen von Verdünnung ist. So können Verpaarungen gewählt werden, in denen keine dilute-farbenen Welpen fallen.

Als Halter eines betroffenen Hundes bleibt leider nur die entsprechende Pflege und wenn nötig regelmäßige Tierarztbesuche. CMA ist nicht heilbar und muss lebenslang therapiert werden. Die Ernährung, spezielle Duschbäder und Ähnliches können die Symptome lindern.

Epilepsie

Idiopatische Epilepsie, Epilepsie unbekannter Ursache, kommt wie bei allen Rassen und Mischlingen und leider auch beim Dackel vor. Lediglich die Wahrscheinlich daran zu erkranken ist je nach Rasse unterschiedlich. Genaue Werte wie stark der Dackel betroffen ist gibt es nicht. In Studien wurde geschätzt, dass je nach Rasse oder Mix der Anteil bei 0,5-5% liegt. Wobei die Dunkelziffer definitiv höher liegen könnte, da mit solchen Erkrankungen vielfach nicht offen und ehrlich umgegangen wird.

Was kann man tun?
An Epilepsie erkrankte Hunde sollten keinesfalls in der Zucht eingesetzt werden oder umgehend ausgeschlossen werden, sollten sie erst später erkranken. Mit den direkten Nachkommen zu züchten ist ebenfalls sehr risikoreich. Ein offener Umgang mit der Erkrankung könnte das Vorkommen deutlich senken und möglichst risikoarme Verpaarungen planen lassen.
Da für idiopathische Epilepsie kein Gentest vorhanden ist lässt sich das Risiko aktuell nicht ganz ausschließen.

Als Halter eines betroffenen Hundes bleibt derzeit nur eine medikamentöse Behandlung. Diese schlägt jedoch nicht bei jedem Hund mit dem gewünschten Erfolg an. Idiopathische Epilepsie ist nicht heilbar. Am häufigsten tritt sie im Alter von 1,5-4 Jahren auf, aber auch ein früheres oder späteres Auftreten ist möglich.

Lafora Epilepsie (Lafora Krankheit)

Die Lafora Epilepsie ist ein besondere Form von epileptiformen Erkrankungen und keine „echte“ Epilepsie. Hierbei handelt sich um eine Stoffwechselstörung, bei der die sogenannten Lafora Körperchen im Gehirn, aber auch in Organen wie Herz, Muskeln oder der Haut eingelagert werden, weil die Umwandlung von Glukose zu Glykogen nicht richtig funktioniert. Symptomatisch zeigt sich die Erkrankung durch Verlust der Sehkraft, Zuckungen, Krampfanfälle oder auch Panikattacken und Aggression. Es handelt sich um eine fortschreitende, nicht heilbare Erkrankung. Das typische Erkrankungsalter liegt bei 7-8 Jahren.
Im Gegensatz zur idiopathischen Epilepsie verlieren die Hunde bei Lafora während eines Anfalls in der Regel nicht das Bewusstsein und bleiben ansprechbar.

Bei Lafora handelt es sich um einen autosomal rezessiven Erbgang. Freie Tiere und Träger sind somit gleichermaßen gesund, es tritt lediglich bei voll betroffenen Hunden in Erscheinung.

Was kann man tun?
Da inzwischen ein Gentest verfügbar ist lassen sich Träger und betroffene Hunde (frühzeitig) identifizieren. Um betroffenen Nachwuchs zu vermeiden sollten beide Eltern vor einer Verpaarung getestet worden sein, sodass keine 2 Träger (oder womöglich betroffenen Hunde) aufeinander treffen. Aufgrund des erst späteren Erkrankungsalters könnten Hunde ohne den Test fälschlicherweise als gesund betrachtet werden, obwohl sie es nicht sind.

Als Halter eines betroffenen Hundes bleibt nur eine eventuell medikamentöse Behandlung und das vermeiden von auslösenden Faktoren wie z.B. laute Geräusche, schnelle Lichtwechsel etc.

Patellaluxation (PL)

Die Patellaluxation ist ein Problem, dass überweigend kleine Hunde betrifft. Hierbei handelt es sich um lockere bzw. herausspringende Kniescheiben. Der Grund hierfür liegt meist in der etwas anderen Anatomie der Hinterbeine zwischen Kleinrassen und Großrassen.
Die PL wird in verschiedene Grade eingeteilt. Grad 0 ist der Idealzustand und eine Kniescheibe, die ihre Position hält sowie bei Manipulation selbstständig in die Ausgangsposition zurückgeht. Grad 4 ist dagegen die schwerste Stufe, bei der sich die Kniescheibe dauerhaft außerhalb ihrer eigentlichen Position befindet und sich auch manuell nicht zurückdrücken lässt.

Je nach Schwere kann eine zeitweise Schonung mit Schmerzmitteln und/oder Physiotherapie zum gezielten Muskelaufbau helfen. In schweren Fällen kann jedoch auch eine Operation nötig sein.
Symptomatisch fällt häufig eine meist vorübergehende Lahmheit auf und das typische Hüpfen auf 3 Beinen. Immer wieder ziehen die Hunde ein Hinterbein zur Entlastung hoch. Je länger die Problematik besteht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Arthrosen bilden, die sehr schmerzhaft sein können.

Was kann man tun?
Ab einem Alter von 12 Monaten kann eine offizielle Untersuchung auf PL beim Tierarzt durchgeführt werden. Dies geschieht ohne Narkose und ist nicht zeitaufwendig. Der Tierarzt überprüft ob und wie stark die Kniescheiben luxierbar sind. Dies kann rechts und links unterschiedlich sein. Im Zweifelsfall kann zur besseren Abklärung auch noch ein Röntgenbild gemacht werden. Hier ließen sich auch bereits vorhandene Arthrosen erkennen.

Um PL züchterisch zu bekämpfen sollten nur Hunde mit Grad 0 und Grad 1 in der Zucht eingesetzt werden und alles darüber hinaus ausgeschlossen werden. Beim Kauf eines Welpen sollte darauf geachtet werden, dass beide Eltern vorm Zuchteinsatz untersucht und ausgwertet wurden.

Als Halter eines betroffenen Hundes kann man für eine gute Bemuskelung sorgen, welche unterstützend und entlastend wirkt. Gleichzeitig sollte der Hund keinesfalls übergewichtig sein. Aber auch eine Überbelastung sollte vermieden werden.

Persistierende Milchzähne

Urheber: Angelique Beyer

Unter persistierenden Milchzähnen versteht man Milchzähne, die nicht wie eigentlich vorgesehen, von alleine ausfallen sobald die bleibenden Zähne durchdrücken, sondern stehen bleiben. Zwar können hiervon alle Rassen/Mixe betroffen sein, jedoch kommt es gehäuft bei Klein- und Zwergrassen vor. Eine genetische Ursache ist daher stark anzunehmen, ein Test jedoch nicht verfügbar.
Am häufigsten sind die Eckzähne betroffen, aber auch bei Schneidezähnen oder den vorderen Backenzähnen kann dies vorkommen.

Im schlimmsten Fall können durch die nicht ausfallenden Milchzähne und gleichzeitig vorhandenen bleibenden Zähne eine Zahn- oder Kieferfehlstellung entstehen. Dies muss zwar nicht sein, aber auch dann haben die doppelten Zähne früher oder später Auswirkungen wie drohende Infektionen, die bei längerem Bestehen den Zahn dauerhaft schädigen können.

Was kann man tun?
Im Idealfall sollten nur Hunde in der Zucht eingesetzt werden, die keine Probleme beim Zahnwechsel hatten. Dies ist jedoch nicht immer möglich, um den Genpool nicht zu massiv einzuschränken. Eine Möglichkeit wäre aber, dass zumindest der Partner diesbezüglich ohne Probleme war/ist. Leider sind aber auch zwei Eltern ohne persistierende Milchzähne keine Garantie dafür, dass es beim Nachwuchs nicht auftreten wird.

Als Halter eines betroffenen Hundes sollten die Milchzähne zeitnah operativ entfernt werden um Folgeschäden, wie oben beschrieben, zu vermeiden. Bei rechtzeitigem Eingreifen ist der Hund danach „geheilt“ und hat keine weiteren Auswirkungen zu erwarten.

Herzerkrankungen

Beim Dackel können verschiedene Herzerkrankungen vorkommen, hier spielt jedoch insbesondere die Mitralklappenendokardiose eine Rolle. Hierbei verdicken sich fortschreitend die Klappen zwischen linker Vorkammer und linker Hauptkammer des Herzens. Das führt dazu, dass die Klappen irgendwann nicht mehr richtig schließen können und somit undicht werden. Der Verlauf kann unterschiedlich schnell sein, somit entwickelt nicht jeder Hund zwangsläufig Symptome. Üblicherweise tritt die Erkrankung ab einem Alter von 7-8 Jahren auf. Jüngere Hunde können auch betroffen sein, sind jedoch die Ausnahme.

Symptomatisch können sich bei betroffenen Hunden Anzeichen wie Husten, Kurzatmigkeit, weniger Aktivität, weniger Appetit, vergrößerter Bauch (durch Flüssigkeitsansammlungen), Verhaltensänderungen (nervöser, weniger sozial).

Bei der Mitralklappenendokardiose handelt es sich um eine erworbene Erkrankung. Aufgrund der Häufung bei Rassen wie dem Dackel geht man jedoch aus, dass es eine genetische Komponente gibt.

Der Dackel kann außerdem, wie alle Hunde, von angeborenen Defekten wie einer Pulmonalstenose oder Aortenstenose betroffen sein. Dies lässt sich über einen Herzultraschall diagnostizieren.

Was kann man tun?
Um auszuschließen, dass ein potenzieller Zuchthund bereits herzkrank ist, sollte vor dem ersten Wurf ein Herzultraschall durchgeführt werden. Hiermit lassen sich frühzeitig verschiedene Defekte und Erkrankungen erkennen, was natürlich auch für eine mögliche Therapie von Vorteil ist. Der Herzultraschall sollte regelmäßig wiederholt werden (empfohlen sind alle 2 Jahre), da sich einige Erkrankungen natürlich auch erst später zeigen.

Als Halter eines betroffenen Hundes kann je nach Schwere alles belassen werden wie es ist oder eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden die das Fortschreiten verlangsamt und Symptome lindert. Heilen lassen sich die meisten Herzerkrankungen jedoch nicht.

Lebershunt

Der Lebershunt (portosystemischer Shunt) ist ein Defekt, bei dem die Pfortader direkt in die Hauptvene fließt anstatt vorher durch die Leber. Das Blut wird dadurch ungefiltert ins Herz geleitet und von dort im gesamten Kreislauf verteilt. Mit der Zeit kommt es daher zu einer Vergiftung.
So ein Shunt kann intrahepatisch (innerhalb der Leber) und extrahepatisch (außerhalb der Leber) verlaufen. Der Dackel gehört zu den Rassen, die eher vom extrahepatischen Shunt betroffen sind. Intrahepatische Shunts betreffen dagegen überwiegend große Hunde.

Das Alter, in dem sich erste Symptome zeigen kann stärker variieren. Oft sind aber bereits im Welpen- oder Junghundalter Symptome vorhanden, betroffene Welpen sind oft deutlich kleiner als die Geschwister. Handelt es sich nur um ein eher kleines Shuntgefäß können Symptome auch erst Jahre später auftreten. Diese können sein: Durchfall/Erbrechen, Lethargie, großer Durst, Harnsteine, Wachstumsverzögerungen und verschiedene neurologische Ausfälle (Torkeln, Krampfanfälle, geringe Ansprechbarkeit, Koordinationsschwierigkeiten und Orientierungslosigkeit).

Was kann man tun?
Züchterisch ist der Lebershunt aktuell noch schwer zu bekämpfen. Bei einigen Rassen wurde bereits eine Erblichkeit nachgewiesen, bei anderen nicht. Ein konkreter Erbgang wurde bisher aber noch nicht gefunden. In einem Versuch, bei dem zwei betroffene Yorkshire Terrier verpaart wurden entstanden 2 Welpen, beide gesund. Dennoch sollte ein von Lebershunt betroffener Hund nicht in der Zucht eingesetzt werden und auch eine Wurfwiederholung sollte nicht angestrebt werden. Wichtig ist auch, dass das Auftreten nicht verschwiegen wird.

Als Halter eines betroffenen Hundes kommt in der Regel vor allem eine Operation in Frage. Im Idealfall ist der Shunt danach komplett behoben und der Hund gilt nach Erholung der Leber als gesund und hat eine normale Lebenserwartung. Es kann jedoch auch sein, dass der Shunt nicht sofort komplett geschlossen werden kann und eine zweite OP nötig ist. Die beste Prognose haben extrahepatische Shunts.

Zur Vorbereitung auf die OP und in weniger schlimmen Fällen wird der Hund über die Ernährung und die Gabe von Medikamenten therapiert. Eine Leberdiät besteht aus sehr hochwertigem, möglichst leicht verdaulichem, aber reduziertem Protein, was die Leber entlastet. Eine zusätzliche Gabe von Lactulose kann dafür sorgen, dass durch den veränderten PH Wert im Darm nicht so viele Giftstoffe aufgenommen werden. Sollte das nicht reichen kann der Tierarzt auch eine Antibiose verschreiben. In jedem Fall sollte der Hund zuerst einem Tierarzt vorgestellt werden.

Sonstiges

Bei Piebald Farbschlägen (weiß gescheckte Hunde) und Harlekin Merle kann es in seltenen Fällen zu angeborener Taubheit kommen. Insbesondere wenn sich die Weißscheckung im Kopfbereich stark ausdehnt und auch die Ohren betroffen sind. Dies hängt damit zusammen, dass die weißen Haare nur luftgefüllt sind und kein Pigment enthalten. Wandert in die Sinneshärchen im Innenohr auch kein Pigment ein, so brechen diese ab und das Ohr ist taub. Die Taubheit kann einseitig oder beidseitig auftreten. Im Zweifelsfall lässt sich das Hörvermögen mit einer Audiometrie (Hörtest in Kurznarkose) abklären. Ein- und beidseitig taube Hunde sollten nicht zur Zucht verwendet werden.

Über persistierende Milchzähne habe ich oben bereits berichtet, aber auch andere Kieferprobleme können auftreten. Dazu können Zahnfehlstellungen (z.B. Caniniengstand), Rückbiss (der Unterkiefer ist kürzer als der Oberkiefer) oder Vorbiss (der Unterkiefer ist länger als der Oberkiefer) vorkommen. Hunde mit Vor- oder Rückbiss sollte auf keinen Fall in der Zucht eingesetzt werden.

Knickruten können ebenfalls auftreten. Diese können angeboren und somit genetisch bedingt sein, sie können aber auch erworben sein, z.B. durch Unfälle oder schwere Infektionen. Hunde mit einer genetisch bedingten Knickrute sollten nicht in der Zucht eingesetzt werden. Bei einer Knickrute ist die Rute nicht gerade, sondern weist einen (oder mehrere) Knick auf. Dieser kann minimal und nur fühlbar sein oder sehr stark und unübersehbar ausgesprägt sein. Ein Knick kommt häufig Richtung der Rutenspitze vor, kann aber auch an jeder anderen Stelle sitzen.

Allergien betreffen uns Menschen und Hunde inzwischen gleichermaßen. Beim Hund können verschiedene Allergien in sehr unterschiedlicher Ausprägung vorkommen. Futterunverträglichkeiten und Umweltallergien sind am häufigsten anzutreffen. Der Dackel gehört jedoch zu den Rassen, die nicht übermäßig stark von Allergien betroffen sind. Äußern können sich Allergien sehr unterschiedlich z.B. mit Durchfall, Juckreiz, Ohrenentzündungen, Fellverfärbungen, Tränenfluss, Erbrechen. Auch die Intensität und Häufigkeit der Symptome kann stark variieren.

Text verfasst von: Madlen Wischniowski (Halloweens Dachshund)
https://halloweens-dachshund.de/unheimlich-gesund-erkrankungen/